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Studie 2006
Die Studie

Themen

Einleitung

Bis zum Frühling 2006 wurde Dybuster hauptsächlich am Departement für Informatik an der ETH Zürich von einem Forscherteam rund um Prof. Dr. Markus Gross entwickelt worden. Die Software beruht auf einem mathematischen und psychologischen Modell. Mit der vorliegenden Studie wurden zwischen April und Dezember 2006 die Wirksamkeit von Dybuster nachgewiesen. Die Studie wurde von Prof. L. Jäncke und Dr. M. Meyer vom neuropsychologischen Institut der Universität Zürich unterstützt. Auf dieser Seite finden Sie eine Beschreibung der Studie, der Stichproben, des Ablaufs sowie der durchgeführten Tests. Die Resultate der Studie werden am Ende der Seite präsentiert.

The random sample

In die Stichprobe wurden nur Kinder mit deutscher Muttersprache aufgenommen. Die Stichprobe setzte sich aus 43 dyslektischen Kindern, wovon 15 weiblich waren, und 37 gleichaltrigen Kontrollkindern (17 weiblich) zusammen. Beide Gruppen wurden in eine trainierende und nicht trainierende Gruppe eingeteilt, insgesamt wurden also vier Gruppen gebildet. Es ist jedoch anzumerken, dass beide Gruppen trainierten, dies jedoch zu unterschiedlichen Zeitpunkten. Diejenigen Gruppen, welche mit Training beschrieben werden, trainieren während drei Monaten in der ersten Studienperiode. Diejenigen Gruppen, welche als ohne Training bezeichnet werden, unterzogen sich in der zweiten Studienperiode einem dreimonatigen Training. Es wurde darauf geachtet, dass die Kinder, welche in der ersten Studienphase trainierten, das Training in der zweiten Studienphase sistierten. In der Kontrollgruppe ohne Training konnten von allen Kindern die ersten beiden Rechtschreibetests erhoben werden. Es liegen jedoch nur von neun Kindern die Daten zu allen drei Messzeitpunkten vor. In dieser Gruppe (K ohne) trainierten insgesamt fünf Kinder.

Der Ablauf der Studie

Das Training

Die Kinder, welche in einer trainierenden Gruppe eingeteilt waren, arbeiteten während eines Zeitraums von drei Monaten täglich ca. 15 - 20 Minuten zu Hause an ihrem eigenen Computer. Einmal pro Woche führten sie ihr Training an der ETH durch. Dabei wurden sie von Psychologen und Informatikern betreut. Sie erhielten jedoch keine therapeutische Unterstützung, sondern wurden lediglich auf Funktionen und auf Lernhilfen in Dybuster hingewiesen.

Die Datenerhebung

Um den Lernfortschritt messen zu können, wurde mit allen Kindern am Studienanfang, nach den ersten drei Monaten und am Studienende ein Rechtschreibtest durchgeführt. Dieser besteht aus 100 Wörtern. Davon wurden 50 Wörter anschliessend in Dybuster trainiert, während die anderen 50 Wörter nicht trainiert wurden. Mittels der nicht trainierten Wörter können die Transferleistungen objektiviert werden. Die zu trainierenden und nicht zu trainierenden Wörter sind bezüglich Auftretenshäufigkeit, Schwierigkeitsgrad und Silbenanzahl gleich.

Die standardisierte Testbatterie

Weiter wurden alle Kinder neuropsychologisch untersucht. Die Kinder wurden in die dyslektische versus nicht dyslektische Gruppe anhand klassischer Rechtschreibetests sowie einem standardisierten Lesetest eingeteilt. Es wurde der Salzburger-Lese-Rechtschreibetest (SLRT) oder der Diagnostische Rechtschreibetest für fünfte Klassen (DRT 5) durchgeführt. Als Lesetest verwendeten wir den Zürcher Lesetest (ZLT). Damit sichergestellt werden konnte, dass kein Kind minderbegabt ist und aufgrund geringer Intelligenzleistungen eine Lese-, Rechtschreibschwierigkeit vorliegt, führten wir einen Intelligenztest (HAWIK III) durch. Weiter testeten wir die Aufmerksamkeitsfunktionen. Die tonische und phasische Alertness wurden mittels Testbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung (TAP) untersucht. Zudem wurde der ADHD/ODD-Elternfragebogen nach Steinhausen (2001) erhoben. Für die Testung der Frontalhirnfunktionen verwendeten wir das computerisierte Kartensortierverfahren (Test zur Regel- und Konzeptfindung) sowie der GoNogo aus der TAP (Impulskontrolltest). Die verbale Merkspanne oder das Arbeitsgedächtnis wurde einerseits im HAWIK III mit dem Untertest Zahlennachsprechen und andererseits mit dem 1-back aus der TAP erhoben..

Resultate

Die Resultate zeigen, dass die dyslektischen Kinder ohne Training ihre Rechtschreibeleistungen nur gering (5%) verbessern konnten. Dieser Befund bestätigt die Erfahrung, dass rechtschreibschwache Kinder kaum vom regulären Schulunterricht profitieren können. Erfreulich ist, dass die dyslektischen Kinder mit Training innerhalb von drei Monaten ihre Rechschreibleistung um 27% verbessern konnten. Entscheiden dabei ist, dass sich die Kinder nicht nur bei den gelernten Wörtern (32%), sondern auch bei den nicht gelernten Wörtern um 23% verbessern konnten. Dieser Befund belegt, dass Transfereffekte stattfanden.
Zudem zeigen die Ergebnisse, dass dyslektische Kinder mit Training und Kinder ohne Lese-, Rechtschreibstörung von der Lernsoftware gleich gut profitieren konnten. Die Kontrollgruppe mit Training verbesserte sich über alle Wörter gesehen um rund 26%. Die Unterschiede der Verbesserungsleistungen zwischen gelernten (27%) und nicht gelernten Wörtern (26%) war bei den Kontrollkindern sehr gering. Dies weist darauf hin, dass es den gesunden Kontrollkindern gut gelang, Analogieschlüsse zu ziehen. Ein weiterer bemerkenswerter Befund ist, dass die Kontrollkinder ohne Training ihre Rechtschreibleistungen auch um 17% verbessern konnten. Dies besagt, dass die gesunden Kinder vom regulären Schulunterricht profitieren konnten.
Festzuhalten ist, dass die dyslektischen Kinder mit Training ihre Rechtschreibleistungen stärker verbessern konnten als die gesunden Kontrollkinder ohne Training.

Tabelle 1: Relative Veränderung erste Lernperiode

Veränderung in % Frühling bis Sommer
Gruppe Gelernte Wörter Nicht gelernte Wörter
∅ D mit -31.96 -22.70
∅ D ohne -4.97 (alle Wörter)
∅ K mit -26.51 -25.63
∅ K ohne -16.82 (alle Wörter)

Die Ergebnisse der ersten Studienperiode konnten in der zweiten Studienperiode repliziert, sogar noch übertroffen werden. Die in der zweiten Phase trainierende dyslektische Gruppe verbesserte sich um 29%. Bei den gelernten Wörtern konnte sie sich sogar um 35% verbessern. Auch diese Gruppe zeigte Transfereffekte, indem sie sich bei den nicht gelernten Wörtern um 23% verbessern konnte. Weiter zeigen die Resultate, dass die dyslektischen Kinder, welche ihr Training unterbrechen mussten, sich wieder um 5% verschlechterten. Bei den gelernten Wörtern vergassen sie 11%, während sie sich bei den nicht gelernten Wörtern um 4% verschlechterten. Dieser Befund weist darauf hin, dass den dyslektischen Kindern für eine langfristig erfolgreiche Rechtschreibleistung ein lang andauerndes und intensives Training abverlangt wird. Die gesunde Kontrollgruppe hingegen, welche ihr Training sistierte, konnte ihre Rechtschreibeleistungen weiter verbessern.

Tabelle 2: Relative Veränderung zweite Lernperiode

Veränderung in % Sommer bis Winter
Gruppe Gelernte Wörter Nicht gelernte Wörter
∅ D mit 11.22 4.08
∅ D ohne -35.04 -23.27
∅ K mit 2.63 -1.89
∅ K ohne -44.94 -52.93

Die Werte aus Tabelle 3 zeigen, dass alle Gruppen ihre Rechtschreibeleistungen dank Dybuster signifikant verbessern konnten. Die Kontrollkindern verbesserten ihre Rechtschreibeleistungen etwas stärker als die dyslektischen Gruppen. Dies kann zweierlei Ursachen zugeschrieben werden. Einerseits konnten sie stärker vom regulären Schulunterricht profitieren, andererseits zeigten sie geringere Vergessenswerte.

Tabelle 3: Relative Veränderung gesamte Studie

Veränderung in % Frühling bis Winter
Gruppe Gelernte Wörter Nicht gelernte Wörter
∅ D mit -23.46 -24.41
∅ D ohne -36.43 -38.23
∅ K mit -36.46 -38.99
∅ K ohne -56.11 -57.97

Publikationen

  • Kast M., Meyer M., Voegeli C., Gross M. and Jaencke L., Computer-based multisensory learning in children with developmental dyslexia, Restorative Neurology and Neuroscience, Vol. 25, Pages 355 – 369, IOS Press, 2007.

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